Von Matthias vom Büchel
LÜTGENDORTMUND. Eigentlich ist Gerd Müller gelernter Fernmeldetechniker. Doch auch bei der Reparatur
von Fahrrädern ist der 67-Jährige auf Draht. Das freut auch viele Flüchtlingskinder in Lütgendortmund.
Gerd Müller hilft gern. Und er schraubt gern, am liebsten an Fahrrädern. Klingel verloren? Kette hängt durch? Acht im Rad? Für Gerd Müller kein Problem. Als ihm vor zwei Jahren ein Nachbar berichtete, dass er ehrenamtlich Sprachkurse in der Zentralen Kommunalen Unterbringungs-Einrichtung (ZKU) im Lütgendortmunder Grevendicks Feld gibt, wollte auch Gerd Müller helfen. Und er war höchst willkommen. Denn die ZKU verfügte zwar über ein paar Fahrräder, doch eine Werkstatt für Reparaturarbeiten gab es nicht.
Das hat sich inzwischen geändert, denn der Bochumer brachte nicht nur viel Elan, sondern auch sein Werkzeug mit. Inzwischen kann er auch in der ZKU kleinere und oft auch größere Mängel beheben. Dank Müller, der schon seit vielen Jahren begeisterter Radfahrer ist und auch immer für seine Familie die Räder wartet, fällt kein Kind aus der Flüchtlingseinrichtung mehr durch die Radprüfung an der Grundschule. Sogar ein paar Helme hat der begeisterte Schrauber besorgt, damit die Kinder am Radunterricht in der Schule teilnehmen können. „Ich richte aber auch Räder für die Erwachsenen her“, berichtet Müller. Denn viele der Bewohner hier nutzen gern das Rad. Es macht sie mobil, und das ohne jede Art von Fahrkosten.
Immer montags ist Müller in der Einrichtung zu Gast. Meist warten schon Bewohner auf ihn, wenn etwas an ihrem Rad kaputt ist. Die meisten Räder, die der Bochumer repariert, wurden der Einrichtung gespendet. Einige dieser Spenden landen aber auch schnell auf dem Schrott. „Es kommt leider vor, dass uns absolute Schrotträder vorbeigebracht werden“, berichtet Müller. Die sind kaputt und standen schon seit Jahren im Keller. Wenn es sich dann noch um ein markenloses Rad vom Discounter handelt, ist meistens nichts mehr zu machen. „Radlager, Bremsen und bisweilen sogar der Rahmen müssten ersetzt werden. Solche Räder taugen nicht einmal als Ersatzteilspender“, berichtet Müller.
Apropos Ersatzteile: Weil weder die Stadt noch der Betreiber der Einrichtung Geld haben, um Müllers Engagement zu unterstützen, steckt der 67-Jährige viel eigenes Geld in die Räder. „Ich kaufe die Ersatzteile selbst.“ In Bochum hat er einen Hersteller gefunden, der ihm sogar Klingeln für die Räder kostenlos zur Verfügung stellt. Ein paar tausend Euro hat Müller inzwischen schon in seine Hilfsaktion gesteckt. Deshalb freute er sich jetzt besonders über eine Spende in Höhe von 250 Euro aus dem Nachbarort Marten. Dort hatte das Seniorennetzwerk in Zusammenarbeit mit der ZWAR auf einer Veranstaltung 250 Euro gesammelt. „Für das Geld kann ich wieder Ersatzteile oder vielleicht sogar ein paar gebrauchte Räder kaufen“, freut sich Müller.
Unterstützt wird Müller auch von der Flüchtlingshilfe der Evangelischen ChristusKirchengemeinde Lütgendortmund. „Wenn uns Fahrräder angeboten werden, vermitteln wir sie zur ZKU weiter“, berichtet Pfarrer Michael Mertins. Denn ob Kinder- oder Erwachsenenfahrräder: Die Einrichtung kann sie gut gebrauchen. „Bei uns wohnen viele große Familien mit mehreren Kindern“, berichtet Sandra Holtmann, Leiterin der Einrichtung. „Wer uns Fahrräder überlassen will, kann sich gern melden“, so Holtmann. Voraussetzung ist lediglich, dass die Räder noch brauchbar bzw. zu reparieren sind. Und noch eine Bitte äußert Pfarrer Mertins: „Weder die Gemeinde noch die Einrichtung ist in der Lage, die Räder abzuholen. Sie müssen in der Einrichtung in Lütgendortmund abgegeben werden.
Quelle: Ruhrnachrichten; Fotos: Vom Büchel