Grüne Wiesen mit alten Bäumen, ein Teich mit Enten und sogar Pfauen: Die Außenstelle Bramsche – Standort Oldenburg der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen erinnert eher an einen Park als an eine Flüchtlingsunterkunft. Etwa 230 Menschen, darunter knapp 60 Kinder und Jugendliche, haben im ehemaligen Kloster Blankenburg vorübergehend ein neues Zuhause gefunden. Sie stammen aus Ländern wie Syrien, Iran, Irak, Türkei, Afghanistan, Libyen, Nigeria, Liberia, Kolumbien, Kosovo und Albanien. Janna Zalikowski und ihr Team aus Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern von European Homecare kümmern sich um die soziale Betreuung der Asylsuchenden. Dazu zählen Einzelberatungen zu den individuellen Möglichkeiten der Menschen, über deren Asylstatus noch entschieden wird.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Beratung und Betreuung von Frauen. „Viele unserer Bewohnerinnen sind Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution geworden oder haben traumatische Erlebnisse im Herkunftsland oder während der Flucht gemacht“, erklärt die Sozialdienstleiterin Zalikowski. Sie und ihre Mitarbeiterinnen bieten im Rahmen des Projektes „Frauen stärken – starke Frauen“ auch Gruppentreffen an, um den Frauen die Möglichkeit zu geben, sich auszutauschen und über eigene Erfahrungen zu berichten. Außerdem bekommen sie Informationen zu Schwangerschaft, Gesundheitsvorsorge und (Frauen-)Ärzten, HIV-Prävention und Verhütung sowie Familienberatung. Zu diesen Treffen werden regelmäßig Experten eingeladen, zum Beispiel Ärzte oder externe Fachberatungen. Um die Verständigung sicherzustellen, finden die Treffen in verschiedenen Gruppen statt, derzeit mit Dolmetscherinnen für Arabisch und Kurdisch, Serbisch und Afrikanische Sprachen. Zalikowski legt Wert darauf, den Frauen einen Bereich anzubieten, wo sie unter sich bleiben können: „Männer müssen bei den Treffen draußen bleiben. Es ist wichtig für die Frauen, einen geschützten Rückzugsraum zu haben.“ Ein weiteres „Empowerment“-Projekt ist der Wendo-Kurs: Bei diesem Präventionsprogramm gegen Gewalt lernen Frauen, sich zu behaupten und zu verteidigen. Aber auch die Männer können an verschiedenen offenen Angeboten teilnehmen wie Fußball, Outdoorfitness, Theaterprojekten und natürlich den Erstorientierungskursen.
Auch die Kinderbetreuung wird von European Homecare organisiert. Kleine Kinder von drei bis sechs können vormittags in den Kindergarten gebracht werden. So haben die Eltern Zeit, Termine bei Ämtern oder Beratungen wahrzunehmen oder Deutschkurse zu besuchen. Die Kinder bekommen ein gesundes Frühstück und können mit Gleichaltrigen spielen – und mit Spielzeug, was in vielen Familien fehlt. Nachmittags sind die Schulkinder dran, die vormittags Unterricht bekommen. Neben Sprachspielen, Ausflügen und Sport werden nebenbei Werte wie Gleichberechtigung und Toleranz vermittelt, wie Erzieher Manuel Perez Gomez erklärt: „Mädchen und Jungs spielen zum Beispiel ganz selbstverständlich in gemischten Gruppen Fußball. Und da die Kinder von überall herkommen, haben Vorurteile gegenüber anderen hier keinen Platz.“ Integration fängt eben schon bei den ganz Kleinen an.