Ein Start unter besonderen Bedingungen: Anfang Juni hat der Essener Sozialdienstleister European Homecare im Auftrag des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) die Soziale Betreuung für Geflüchtete in der Gemeinschaftsunterkunft Berlin-Buch übernommen. Doch trotz der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen erfolgte die Übernahme planmäßig. „Die Abstimmung mit dem Vorbetreiber, der Stephanus-Stiftung, hat reibungslos funktioniert“, berichtet die Betriebskoordinatorin Kezban Iscan, die den Start begleitet. „Glücklicherweise konnten viele Einrichtungsgegenstände und Inventar, beispielsweise für die Kinderbereiche, übernommen werden.“
Das Gebäude an der Wolfgang-Heinz-Straße wurde in Modulbauweise errichtet. Dadurch ist es nicht nur optisch ansprechend, sondern auch praktisch: Die Räumlichkeiten lassen sich je nach Platzbedarf flexibel anpassen. So können nebeneinanderliegende Räume für zusammenlebende Personen miteinander verbunden werden. Derzeit leben 416 Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft, darunter viele Familien. Sie bewohnen vor allem Räumlichkeiten im Erdgeschoss, wo sich auch barrierefreie Zimmer befinden. In den Etagen darüber sind neben weiteren Familien auch allein reisende Personen untergebracht, vor allem in Zweibett-Zimmern.
Das Team, das aus Sozialarbeiter*innen, Sozialbetreuer*innen und Erzieher*innen besteht, ist von 6.30-20.00 Uhr für die Bewohner*innen da. Bedarf für Beratungen besteht vor allem bei Behördenangelegenheiten, der Wohnungssuche, Vermittlung in Arbeit, Studium oder Ausbildung und Fragen zum Thema Schule und Kindergarten. Das langfristige Ziel ist immer, die Bewohner*innen bestmöglich auf ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben vorzubereiten – „Empowerment“ ist der Schlüssel zur Integration. Dazu gehört auch, dass sich die Bewohner*innen selbst versorgen: Auf jeder Etage gibt es Gemeinschaftsküchen, die von allen Personen auf der Etage genutzt werden.
Für Kinder ist eine gezielte Förderung besonders wichtig. 48 Kinder im Grundschulalter wohnen derzeit in der Unterkunft an der Wolfgang-Heinz-Straße. Für sie und auch die älteren wird täglich Hausaufgabenbetreuung angeboten, die von Erzieher*innen unterstützend begleitet wird. Jederzeit können Computer genutzt werden – natürlich auch von den Erwachsenen. Für die Freizeit steht für Ältere ein Fitnessraum zu Verfügung, Gruppenräume (auch speziell für Frauen) und diverse Kreativangebote, für die Jüngeren ein großer Spielplatz mit Basketballfeld und direkt neben dem Gelände der Unterkunft eine öffentliche Skateanlage.
Neben dem Einsatz der hauptamtlichen Mitarbeiter*innen bedeuten Ehrenamtliche eine wichtige Unterstützung. „Berlin-Buch hat ein gutes Netzwerk an Initiativen, die sich für Menschen mit Migrationshintergrund einsetzen“, berichtet die stellvertretende Einrichtungsleiterin Frau Lindner. „Bestehende Kooperationen möchten wir weiterführen und auch gerne ausbauen.“ Kontakte und Kooperationen bestehen zu verschiedenen Initiativen wie z.B. dem Familienzentrum im Bucher Bürgerhaus und deren Projekt der Stadtteilmütter, den Integrationslotsen des Trixiewiz e.V., dem Bildungsverband Berlin-Buch, dem Willkommensnetzwerk „Pankow hilft!“, dem Willkommensprojekt & Unterstützungskreis im Bucher Bürgerhaus (Albatros gGmbH), den Family-Guides von LebensWelt Berlin, LesMigraS, dem Berliner Sommerschulprogramm, BENN („Berlin entwickelt neue Nachbarschaften“) und diversen Sportvereinen. Eine Ehrenamtskoordinatorin kümmert sich um die Nachbarschafts- und Netzwerkarbeit. Interessierte Verbände oder Einzelpersonen können sich gerne unter ehrenamt-wolfgang-heinz@eu-homecare.com melden.